Die Wölfe vom Salangsdalen

Im Norden Norwegens durchläuft die E6 zwischen Andselv und Bjerkvik das Bardudalen. Ca. 8 km nördlich von Fossbakken zweigt eine Strasse nach Osten in ein Seitental ab – das «Salangsdalen». Dort ist das Arctic Wildlife Center zu finden. Dieses, in wunderschöner Landschaft gelegene Center beheimatet in seinen grosszügigen Gehegen ausschliesslich einheimische Tiere wie Bär, Vielfrass, Elch und eben den Wolf.
Wolfscamp nennt sich die Anlage, die drei Wolfs-Gruppen (Packs) geschützten Lebensraum bietet. Es handelt sich um Europäische Wölfe, welche eine Subspezies des Canis Lupus – des Grauen Wolfs ist.

Wild Pack:
Das Leitpaar Nanok und Gaida

Salangen Pack:
Steinulv, Luna und Ylva. Drei Geschwister, Nachwuchs von Nanok und Gaida geb. 2008

Die „Schnösel“ geb. 2010
Luppo, Silmo und Ilja

Die 3 Gruppen leben in getrennten, sehr weitläufig angelegten Gehegen.

Das Salangen Pack ist soweit sozialisiert, dass sie fremde Menschen im Gehege – in Begleitung ihrer Betreuer – tolerieren.

Der Zoo bietet auf Voranmeldung ein privates„photoguiding“ an. Man verbringt, begleitet von 2 Betreuern eine Stunde bei den Wölfen und darf aus nächster Nähe – so die Tiere dazu gewillt sind – fotografieren.

Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und so hab ich von unterwegs einen Termin vereinbart.
Mittwoch 16 Uhr – Wetterprognose wechselhaft, am Nachmittag Regen!

Am Vormittag schien die Sonne um 15 Uhr schien sie noch immer. Die Wettergötter waren ganz auf unserer Seite – würden es auch die Wölfe sein?

Beim Gehege erwarteten uns unsere beiden dänischen Begleiterinnen, die uns über alles Wichtige und Nötige aufklärten.
z.B. darüber, dass sich die beiden Weibchen Luna und Ylva gerade in der Rangausmarchung befänden, dass Luna dominant sei und Ylva nicht in ihrer Nähe akzeptiere, dass Ylva ihrerseits ihre Positon akzeptiere und Demutsverhalten zu zeigen beginnt, so dass sie im Gehege verbleiben kann auch wenn sie dabei ihren eigenen Weg gehen muss. Wir haben Ylva nur kurz aus grosser Distanz gesehen.

Im Weiteren:
Keine Esswaren in den Hosentaschen, Pullover oder Jacke anziehen (zum Schutz falls doch mal geschnappt werden sollte…), Fotoapparat umhängen, denn nichts ist niet und nagelfest, alles wird von den Tieren gestohlen. Ruhige und langsame Bewegungen. Wenn man das Gehege betritt, kämen die Wölfe auf einem zu. Man begibt sich auf Augenhöhe – wenn Wolf will, wird man begrüsst. Mit einem Wolfskuss (wie das die Tiere unter sich auch tun). Nein, nicht auf die Wange oder hinter die Ohren – nein, voll auf den Mund! Und wehe man kneift die Lippen zusammen – dann wird geknabbert bis man aufgibt und eine Gesichtswäsche inkl. Zähneputzen über sich ergehen lässt.
Den Wolf niemals wegschubsen, nie direkt auf die Tiere zugehen, wenn sie sich entfernen. Sich nicht zwischen Futter und Tier stellen. Immer zwischen den Begleiterinnen bleiben oder sagen, wohin man (für ein Foto) gehen möchte.

Ouff, das gab schon etwas Herzklopfen. Aber trotzdem hinein ins Gehege!

Und da kamen sie – aus dem Gebüsch – Steinulv ein wunderschöner, kräftiger Rüde und Luna, die smarte Dame. Die Begrüssung fand statt, wie beschrieben, mit dem Trost, dass auch die Guides das Prozedere über sich ergehen lassen mussten.

Normalerweise dauert es eine Weile, bis man mit dem Knipsen beginnen darf, da sich Mensch und Tier aneinander gewöhnen müssen. Ich weiss nicht, woran es lag aber innert kürzester Zeit war der Bann gebrochen und wir wurden von den Wölfen voll und ganz akzeptiert. Wahnsinn!
Sie legten sich hin – uns natürlich immer im Auge, kamen wieder zu uns hin, tollten herum und zeigten uns dabei praktisch alle Spielformen (vom freundlichen Kämpfen bis zum Rennspiel) und immer wieder wurden wir „begrüsst“. Wir vier Menschen setzten zu einem ganz und gar nicht wölfischen Heulen an, welches sich aber in kürzester Zeit in ein allgemeines Chorheulen verwandelte an dem sich auch die anderen Wölfe beteiligten. Aus einer Stunde sind inzwischen 1 1/2 geworden und es wurde Zeit Abschied zu nehmen. Schon komisch, wenn man auf dem Weg zum Tor von zwei, trotz menschlicher Obhut, in ihrem Wesen wildgebliebenen Tieren begleitet wird und diese einem dann nachschauen als wollten sie mit in die grosse weite Welt…..

Für uns war dieses Photo Shooting ein ganz besonderes Erlebnis. Wir haben nicht nur viele tolle Fotos mit nachhause genommen sondern auch und vor allem, viele schöne Erinnerungen.

Weil ich finde, dass das Arctic Wildlife Center viel zum besseren Verständnis über das Verhalten des Wolfs beiträgt und damit auch zu einem hoffentlich besseren Verhältnis von Mensch zu Wolf, hat das Wolfscamp Bardu seinen eigenen Beitrag verdient.

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