Finnisch Karelien & Arctic Road
Langsam aber sicher hat unser Landi Staub angesetzt. Dem mussten wir natürlich entgegen wirken und so planten wir – einmal mehr – eine Reise in den hohen Norden. Begleitet von unserer treuen Hundeseele Jade.
Route:
Nord Karelien – Øvre Pasvik – Arctic Road – Tunturi-Lappi (Besuch bei Hetta Huskies)
Total waren wir 30 Tage unterwegs und haben 10’084 km zurückgelegt.
Reisebeschreibung:
Viele kleine Strassen in Finnland sind nicht nummeriert sondern haben Namen (meist von den nahegelegenen Siedlungen). Um die Reisebeschreibung etwas kürzer zu halten, habe ich diesmal Karten angefertigt. Die Nummern hinter den jeweiligen Strassennamen sind nicht zu beachten – Google map hat die mitgeliefert ;-). Unsere Hauptstrasse durch Finnland war die „Via Karelia“ . Alle von uns befahrenen Neben-und „Pampa“Wege liegen östlich dieser Strasse.
Tag1: Punkaharjun Camping, Tuunaansaari in der Saimaa Seeplatte
Tag 2: Wanderung auf und um die „Ridge“ bei Punkaharjun
Tag 3: Camping im Naturreservat Neitikoski bei Ruunaa
Tag 4: „Pampatag“ ohne eigentliches Tagesziel. Schlafplatz am See (Unnamed Rd), welch Ruhe…..
Tag 5: „Pampatag“ mit Ziel Kuusamo Holiday Village. Duschen, Waschen und Einkaufen war angesagt.
Tag 6: Kurze Fahrt zum Oulanka National Park resp. Juuma Camping und kurze Wanderung zur alten Mühle.
Tag 7: Morgenwanderung im Oulanka NP ab Kiutaköngäs resp. Visitor Center. Danach weiter bis zum Lokka tekojärvi. Schlafplatz am See.
Tag 8: „Pampa“ W diese Verbindung ab Lokka zur E75 nördlich von Peurasuvanto ist auf Google Maps nicht ersichtlich. Abstecher zum Aussichtsberg bei Saariselka – zum Camping in Ukonjärvi
Tag 9: „Pampatag“. Rundfahrt ab Ukonjärvi zur russischen Grenze mit diversen Abstechern und zurück zum Camping für eine weitere Nacht.
Tag 10: Suche nach einem schönen Foto- und Schlafplatz am Inarisee N/E (Aurora forecast KP7 d.h. Sonnensturm trifft Erde). Es war zwar kalt aber die Wolken wollten trotzdem nicht weichen….
Tag 11: Norwegen bis Grense Jakobselv, Schlafplatz am Strand mit Blick auf die windige Barentsee.
Tag 12: Pasviktal und Øvre Pasvik National Park. (unnamed Rd)
Eintrag ins Roadbook: «Aus Wind wurde Sturm und um ca. 6 Uhr war fertig lustig – Klappe zu bevor das Dach wegflog! Zurück auf der 886. Wir konnten eben noch den Russen bei einer Morgenübung ännet dem Grenzfluss zuschauen…. Kirkenes 60 km und Hoffnung auf ein warmes Café! Allerdings: An einem Sonntag in Norwegen ein offenes Café zu finden ist ein Ding der (fast) Unmöglichkeit. 855 S ins Pasvik Tal – ein Camping, ein Café – „Pampa“ zum Øvre Pasvik NP, wir bekamen von Jägern ein paar gute Wandertips, also ab zu Fuss ins Land der Bären – zurück nach Kirkenes, übernachten im Hotel (Sturm).“
Tag 13: Mehamn. Wegen anhaltendem Sturm übernachteten wir im Adventure Camp Mehamn.
Tag 14: Gamvik und Seltnes fyr – Tacho zeigt 50’000 km kurz vor Gamvik- «Proscht Nägeli“. Kurze Wanderung zum Silfar Canyon ab Strasse 98 kurz vor Lakselv. Abendwanderung im Stabbursdalen NP und Übernachtung auf dem Campingplatz.
Tag 15: Fahrt zum Nordkapp
Eintrag ins Roadbook: «Sturm und keine Chance zu Fuss zur „Kugel“ zu kommen, nicht einmal ein Selfie mit Hund haben wir geschafft….also schnell zurück über die Fjells denn der Wind war immer noch am Aufdrehen! In Skarsvag: Camping geschlossen, Hotel Hundeverbot! Glück im Unglück, wir haben doch noch Hundefreunde gefunden und übernachteten in einer Hütte im Nordkapp Camping Komplex in Skipsfjorden.“
Tag 16: Nicht vorher geplante Zusatzschlaufe nach Hammerfest und Forsøl (Seeadler gesichtet) und zurück nach Lakselv – Schlafplatz am Porsanger Fjord mit Auroras in der Nacht.
Tag 17: Ab Karasjok „Pampafahrt» entlang der Tana und zurück (gute 2 Std. für 60 km in „Samiland“ pur) – übernachten in einer Hütte, Karasjok Camping (Nachttemp. -7°C).
Tag 18: Tunturi-Lappi. Fahrt nach Näkkälä und Camping in Galdotjeva am Palojärvi. In und um Galdotieva und Näkkälä unterwegs waren wir schon im Winter mit den Hetta Huskies.
Tag 19: Tagesziel (und ungeschriebenes Ziel unserer Reise) war Hetta und ein Besuch bei Anna, Pasi und den Hetta Huskies (Eka & Petteri). Bevor wir uns für 2 Nächte im alt bekannten Hotel einquartierten, gab es noch eine kleine Rundfahrt mit einigen side trips. 1. Abstecher nach Vuontispirtti am Fuss des Pallastunturi, es schneit! 2. Abstecher zum Pallas Nature Park Center via 9571 – kurze Wanderung ca. 4 km im Schnee auf dem Pallas-Hetta Wanderweg (54 km). 3. Abstecher in die „Pampa“ N/E bei Nunnanen.
Tag 20: «Hello Doggies“ 🙂 kurzes Morgentraining 2 km mit 3 Hundegespannen (mit Quad und Wägeli), danach ca. 3-stündige Wanderung auf dem Hetta-Pallas Trail bis zum Gipfel des Pyhäkero und zurück.
Tag 21 (Teil 1): Kurzer Ghee/Haw Spaziergang am Morgen mit Jade, Eka, Princess und Charlotte (Guide) auf der Farm. Bevor wir uns via Karesuando durch Schweden auf den Heimweg machten, standen noch zwei Pampafahrten auf dem Programm. Ein erster kurzer Abstecher um einen diskreten Blick auf eine ehemals von Anna & Pasi betreute Farm zu werfen, der 2. Abstecher war eine von Pasi empfohlene alte Militärstrasse mit tollem Ausblick (ca. 40 km bis zu einer Hütte). Unsere ∅ Geschwindikeit lag irgendwo bei 5 – 10 km/h und als es zu schneien begann, entschlossen wir uns umzukehren.
Tag 21 (Teil 2): Die Fahrt durch Schweden entpuppte sich als äusserst mühsam und etwas langweilig. Ausser einem Auerhahn haben mehrheitlich Baustellen und Lastwagen angetroffen…. Da ausserdem ein Kälteeinbruch bevor stand, haben wir in einem Hotel in Pello, Finnland übernachtet.
Tag 22: Wintereinbruch! Weiterfahrt auf finnischer Seite bis Tornio. Camping bei einem alt 68er in der Nähe von Örnsköldsvik.
Tag 23: Wir sind früh losgefahren und es hat gedauert bis wir endlich ein offenes Café finden konnten – entsprechend war auch unsere Motivation….Lichtblick war ein Wegweiser „Küstvägen“ , das Dorf Galström und ein Warnschild „Vorsicht Bär“. Wir wollten unbedingt Stockholm hinter uns lassen und machten aus dieser Etappe eine Monsteretappe. Übernachtung in einem historischen Hotel in Soderköping am Gota Kanal.
Tag 24: Eigentlich wollten wir auf die Insel Öland fahren und dort 2 Tage bleiben. Nur wussten wir nicht dass just an diesem Wochenende das Skördefest (Erntefest) stattfand. Überfüllte Campingplätze, verstopfte Strassen – wir haben die Insel fluchtartig wieder verlassen denn nach der finnischen Ruhe und Gelassenheit, war der Kulturschock doch etwas zu heftig….weiterfahrt zum schöngelegenen Camping in Hagby.
Tag 25: ca. 6:30 Uhr Tagwacht von einer Horde schiesswütiger Schweden und vielen schnatternden Gänsen….einmal mehr sind wir früh losgefahren. Direkt zum Camping Møns Klint auf der dänischen Insel Møn. Wanderung zu den Kreidefelsen.
Ab Tag 26 Rückfahrt in die Schweiz mit Zwischenhalt in Köln und Aschaffenburg.
Kartenmaterial:
In allen Ländern war das TomTom im Einsatz – meist nur zur Standortbestimmung.
sehr empfehlenswert für Finnland:
- GT Tiekartta Itä-Suomi 1:250 000 (für den S/E)
- GT Tiekartta Pohjois-Suomi 1:400 000 (für den gesammten Norden)
erhältlich bei Karttakeskus
Norwegen:
- Nord-Troms og Finnmark 1:400 000 von Cappelen Damm Kart 5 erhältlich in Bookstores oder grösseren Tankstellen
Wetter & Reisezeit:
Im September ist ännet dem Polarkreis „Ruska“ (Altweibersommer). Die so kurze Zeit der intensiven Farben, der Beeren und Pilze. Die Sonne wärmt noch etwas tagsüber, die Nächte werden kalt. Die Mücken haben sich verabschiedet und der Winter klopft hier und dort an die Tür. Im Küstengebiet setzen die Herbststürme ein.
Auf unserer Reise hatten wir Temperaturen von + 22°C (Saimaa) bis – 7°C (Karasjok). Das sagt eigentlich schon alles und zeigt, dass auch Notzelt, Daunenschlafsack, winterfeste Schuhe, Thermowäsche, Mütze und Handschuhe mit ins Gepäck gehören….
Flora & Fauna:
Wie bereits erwähnt ist im September sowohl in Finnland als auch in Norwegen die Zeit der Heidel-,Preisel- und Moltebeeren und der Pilze. Wir haben viele Landschaften durchfahren. Lichte Nadelwälder in Karelien, Birkenwälder im Norden, Moorlandschaften überall und karge, felsige Fjells entlang und nördlich der Arctic Road und in Tunturi-Lappi.
Im gesammten Gebiet sind Bären zuhause. In Nord-Karelien, entlang der russischen Grenze kommen zu den Finnen ab und zu noch die „Grenzgänger“ dazu. Laut Infos von Einheimischen sind z.Zt um Suomssalmi 8 Bären zuhause – in der Region leben 40. Im Pasvik Tal wurden in diesem Jahr 86 unterschiedliche Exemplare gezählt und in der Region um Karasjok leben, laut Angaben einer Sami Journalistin, derzeit 60 Tiere. Auch in Hetta ist ab und zu ein Bär unterwegs – aber bald gehen sie alle schlafen….Obwohl oft zu Fuss unterwegs, haben wir auf der ganzen Reise nur ein Elch, einige Birk-und Schneehühner, ein Auerhahn und zwei Seeadler gesichtet. Wildtiere wie Bär, Wolf oder auch der Vielfrass halten sich von Menschen fern und sind nur selten anzutreffen. Sie finden in den grossen Wilderness Gebieten genügend Nahrung. In Schweden konnten wir ausserdem den Gänsezug beobachten.
Schöne Landschaften, Erlebnisse & Sehenswertes:
Die Stromschnellen bei Ruunaa, ein beliebter Trainingsort für Wassersportler. Der Camping ist sehr schön in lichtem Wald gelegen. Kleines Restaurant mit tollem Frühstücksbuffet. Schöne Wandermöglichkeiten.
Die Fjellandschaft auf der Fahrt nach Mehamn.
Ein Besuch bei Strømeng’s Messerschmiede in Karasjok und Juhl’s Silvergallery in Kautokeino lohnt sich allemal.
Das Gemeindegebiet von Enontekö und Hetta ist definitiv auch ohne Schnee sehr schön. Viele Trails laden zum Wandern ein, auch mehrtägig über die Tunturi (Hetta-Pallas Trail ca. 54 km) und natürlich der See….Die Wanderung auf den Pyhäkero ist empfehlenswert, einfach und mit einem Cross -Laufschuh gut zu bewältigen. Die Aussicht ist fantastisch!
Übrigens, auch die Hetta Huskies freuen sich über eine kleine Abwechslung ausserhalb der Saison. Das Angebot ist hier zu finden: Hetta Huskies
Reisen mit Hund :
Eine Überfahrt mit Finnlines von Travemünde nach Helsinki mit Hund ist absolut problemlos. Es können spezielle Kabinen reserviert werden in denen Haustiere erlaubt sind. Hunde dürfen sich aber nur auf diesem einen Deck aufhalten, sowohl im Innen- als auch im Aussenbereich. Dafür ist aber eine akzeptable „Pinkelecke“ mit Bäumchen auf jeder Seite des Aussendecks eingerichtet. Da beim Check-In im Hafengelände von Travemünde keine Grünflächen vorhanden sind, ist ein ausgiebiger Spaziergang vor dem Einschiffen empfehlenswert.
Die Finnen sind sehr hundefreundlich. Wir hatten nie ein Problem, weder auf Campings noch in Hotels. In Restaurants sind Hunde allerdings nicht erlaubt (mit wenigen Ausnahmen).
Norwegen hat spezielle Einreisebestimmungen für Hunde vor allem was die Bandwurmprophylaxe betrifft. Es ist zu empfehlen, sich frühzeitig zu informieren.
Im Allgemeinen ist das Reisen mit Hunden in Norwegen etwas komplizierter. Vor allem, wenn man in kleineren Hotels übernachten oder eine Hütte mieten möchte. Oft sind Hunde nicht erlaubt mit der Begründung Gäste könnten allergisch sein oder der Reinigungsaufwand sei zu gross.
- Hundefreundliche und sonst auch gute Gastgeber:
- Kuusamo Holiday Village (Jade durfte mit in den Pub)
- Thon Hotel, Kirkenes – die Hundezimmer waren bereits besetzt und trotzdem kein Problem
- Adventure Center Mehamn – nicht wegen der Hundefreundlichkeit sondern wegen der gemütlichen und gut eingerichteten Hütten. Eigentlich sind Hunde nicht erwünscht aber der gute Mann hatte wohl Mitleid mit uns wegen dem tobenden Sturm und so durfte sich Jade im Eingangsbereich aufhalten.
- Nordkapp Camping in Skipsfjorden. Dort kann man mit Hund Hütten mieten wenn Schlafen im Camper nicht möglich ist.
- Karasjok Camping – Hund in Hütte – kein Problem
- Galdotieva Camping – sind sich Hunde gewöhnt, vor allem im Winter 😉
- Hotel Hetan Majatalo in Hetta – Familienbetrieb, gutes Essen, hundefreundlich
- Söderköpings Brunn in Söderköping – historisches Hotel ehem. Kurbad. Späte Ankunft, Hundezimmer waren besetzt und trotzdem bekamen wir ein hübsches Zimmer mit extra Hundebett und Fressnapf. Sehr gute Küche
- Camping Møns Klint – grosser Familiencamping, sehr hundefreundlich, extra Hundedusche und „ undewald» (bezeichneter Hundespazierweg durch den alten Buchenwald).
Fazit:
„Ännet“ dem Polarkreis ist das Leben nach wie vor unaufgeregt – ganz wie es uns gefällt….. Nur die herbstlichen Temperaturen haben wir etwas unterschätzt und zuwenig warme Kleidung eingepackt. Oft mussten wir entscheiden zwischen Standheizung die ganze Nacht über oder eine Hütte mieten. Bei minus Temperaturen haben wir uns für letzteres entschieden, vor allem wegen Jade. Aber solche Entscheidungen sind in Skandinavien einfach zu treffen.
Auch diesmal sind wir an die Grenze der Belastbarkeit unseres Dachzelts gestossen und hier zeigt sich auch wo es langsam eng wird im Defender 110 mit Hund in nördlichen Breiten. Sturm und Winter im Sommer muss mit eingeplant werden. Trotzdem hat sich unser Landi, über alles gesehen, einmal mehr bewährt. Vor allem in der Pampa.